Das große Abenteuer geht weiter: Mein Firmenverkauf und was in der letzten Zeit so passiert ist. Siehe Teil 1 zum Verkauf meiner Firma. Es war eine echte Lernkurve für mich, sowohl persönlich als auch geschäftlich, da ich mich nach zwei Jahrzehnten des Aufbaus meiner Firma erstmals realistisch mit dem Gedanken des Verkaufs auseinandersetzen musste.
Was die Basisdaten angeht, so haben wir einen Vermittlungspartner gefunden, mit dem wir ziemlich stabil im Rennen liegen. Online-Geschäfte boomen derzeit, unsere Gewinnmargen sind vielversprechend, und fast alle unsere Prozesse sind in einem internen Firmen-Wiki festgehalten, inklusive Videoanleitungen zur Produktfertigung – alles in allem eine solide Ausgangslage.
Allerdings gestaltet sich die Nachfrage momentan etwas schleppend, und die Wirtschaft leidet noch immer unter den Nachwirkungen von Corona sowie den politischen Vollkatastrophe der Ampel-Regierung. Trotzdem setzen wir alles daran, auf jede Anfrage individuell einzugehen, die Vorstellungen und Ziele der potenziellen Käufer zu ergründen und ihnen ein maßgeschneidertes Angebot zu unterbreiten, um den Verkauf erfolgreich abzuschließen. Nachdem wir bisher nur drei ernsthafte Interessenten hatten, wird klar, dass der Prozess nicht ganz einfach ist und eine gewisse Offenheit gegenüber potenziellen Käufern erforderlich ist.
Hast du schon einmal vor einer Entscheidung gestanden, die dein ganzes Leben verändern könnte? Wie hast du dich dabei gefühlt und was hast du unternommen? Gehst du Probleme an oder wartest du manchmal etwas zu lange?
Käuferanfrage 1: „Der Fertigungs-Feinschmecker – Ein B2B-Profi betritt die B2C-Bühne“
Ein Interessent, der sein Handwerk in der Fertigungsbranche versteht und ein solides mittelständisches B2B-Unternehmen leitet, zeigte sein Interesse. Sein Ziel war es, in den Online-Handel einzusteigen, da sein aktuelles Geschäft regional begrenzt und ohne große Expansionsmöglichkeiten ist. Besonders angetan war er von der Idee, handgefertigte, stilvolle Luxusprodukte im B2C-Online-Markt anzubieten. Dieses Konzept sprach ihn so sehr an, dass wir ihn zu uns einluden, um ihm unsere Produktion und das Unternehmen persönlich vorzustellen.
Während einer dreistündigen Tour durch unsere Produktionsstätten und einer umfassenden Vorstellung unserer Firma verbrachten wir einen aufschlussreichen und angenehmen Tag. Trotzdem hatte ich meine Bedenken, ob ein in Sachen Online-Handel, Marketing und B2C-Kundenservice unerfahrener Unternehmer, der zudem mit den Herausforderungen des Wettbewerbs in seinem Bereich nicht vertraut ist, diesem Projekt gewachsen sein würde. Sicher, der Gedanke, ein etabliertes Unternehmen zu erwerben, ist für ihn verlockend, birgt aber auch Risiken, da eine steile Lernkurve unvermeidlich ist. Allerdings bietet sein bestehendes B2B-Geschäft auch neue Chancen.
Am Ende des Tages bot er jedoch einen niedrigeren Preis für das Gesamtpaket, einschließlich Maschinen und Warenbestand, als wir für den reinen Firmenwert angesetzt hatten. Man darf nicht vergessen, dass unser Unternehmen 20 Jahre an Wissen und Erfahrung, beliebte Produkte mit stabilen Margen und kontinuierlichem Wachstum bietet. Es gibt bereits detailliert ausgearbeitete Pläne für neue Produktideen und Erweiterungen, und unser Personal weiß genau, wie man das Geschäft erfolgreich führt. Wir haben keine Engpässe in Stoßzeiten oder bei Materialien, keine Probleme mit negativen Bewertungen, auffällige Retourenquoten oder andere Probleme – unser Unternehmen steht stabil und stark.
Zwischenfrage an dich: Hast du schon einmal einen potenziellen Geschäftspartner in Betracht gezogen und dann Zweifel gehabt, ob er wirklich in die Welt deines Unternehmens passt?
Käuferanfrage 2: „Das verführerische Angebot – Wenn Märchen auf Geschäftsrealität treffen„
Eine umfangreiche Gruppe trat an uns heran, mit dem Ziel, ihren langsam schwindenden Geschäftszweig zu erweitern und in das Online-Geschäft zu investieren. Ihr Fokus lag auf Produkten, die Geschichten erzählen können – eine Nische, die sie als zukunftsträchtig ansahen. Die Kommunikation lief über eine ihrer Tochterfirmen, die erst seit etwa einem Jahr Teil des Konzerns war.
Bauchgefühl vs. Geschäftslogik: Ein innerer Konflikt
Von Anfang an hatte ich ein seltsames Gefühl. Mein Bauchgefühl, das mich selten täuscht, signalisierte mir, dass etwas nicht stimmte. Das erste Gespräch klang zwar verlockend, aber die Person, mit der wir sprachen, schien nicht authentisch zu sein. Für mich fühlte es sich an, als ob die Wahrheit verdreht würde, um in ihr Bild zu passen – ein klassisches „Lügenpaket“, auch wenn das hart klingen mag.
Das Angebot der großen Gruppe: Verlockung mit Vorbehalten
Trotz meiner Bedenken und des Widerwillens, der in mir aufkam, wollte ich nicht vorschnell urteilen und eine potenziell gute Gelegenheit aus emotionalen Gründen ablehnen. Zudem war mein Gedanke, kann man doch immer etwas dabei lernen. Meine Neugier war geweckt – ich wollte herausfinden, was sich aus dieser Verbindung, die finanziell und ressourcentechnisch vielversprechend schien, entwickeln könnte.
Der Asset Deal: Ein Dilemma mit Anhängen
Die Gruppe schlug vor, meine Firma in einem Asset Deal zu übernehmen, wobei ich als aktueller Unternehmer weiterhin die Leitung am Firmensitz innehaben sollte. Das bedeutete, dass ich im Unternehmen bleiben und es weiterführen würde, allerdings mit dem Unterschied, dass ich mich nicht mehr um Buchhaltung und Mitarbeitergehälter kümmern müsste. Die Betreuung der Mitarbeiter vor Ort, das Führen von Mitarbeitergesprächen und das Einreichen sowie Genehmigen von Rechnungen würden jedoch weiterhin zu meinen Aufgaben gehören. Dieser Vorschlag brachte mich ins Grübeln: Einerseits würde mein Alltag komplizierter werden und meine Entscheidungsfreiheit eingeschränkt, andererseits wäre ich nicht mehr in der vollen Verantwortung für die administrativen Aspekte des Unternehmens. 🤔 Ein Wechsel von der Rolle des unabhängigen Unternehmers zum Angestellten mit Führungsverantwortung. Mein kreativer und freiheitsliebender Geist als zukünftiger stumpfer Managerjob des Unternehmens von dem ich mich trennen will? 😪
Wie gehst du mit Angeboten um, die fantastisch klingen, aber vielleicht nicht ganz der Realität entsprechen? Erkennst du schnell das Kleingedruckte oder musstest du schon viel lernen aus Fehlern?
Die Suche nach persönlicher Erfüllung: Zeit für Veränderung
In einem Moment der Selbstreflexion frage ich mich, warum der Gedanke des Verkaufs überhaupt aufkam. Die Antwort liegt auf der Hand: Ich sehne mich nach etwas Neuem, nach einer Veränderung, die mich aus der Routine des Unternehmerdaseins herausreißt. Jeden Morgen wache ich mit neuen Ideen für das Unternehmen auf, aber es sind nicht die Ideen, die ich für mein persönliches Glück brauche. Ich habe absolut jede Rolle im Unternehmen ausgefüllt, vom handwerklichen über der Kundenkommunikation, Datenpflege zum Marketing und der Geschäftsführung, vom Einzelkämpfer bis zu max. 16 Mitarbeiter und 1 Mio. Umsatz. Diese Vielfalt hat mich zwei Jahrzehnte lang motiviert, aber in Wahrheit hätte ich schon vor fünf Jahren verkaufen wollen. Ich bin ein Freigeist, ein Entdecker, ein Problemloser aber kein Manager des Bestehenden. Es ist Zeit für ein völlig neues Kapitel. Meine Zeit mit Lana KK® ist vorbei. Trotz der Liebe und Leidenschaft, die ich täglich in das Unternehmen stecke, fühle ich mich nicht mehr erfüllt, leer und lustlos. Wie siehst du das – wie viel Einsatz und Leidenschaft sind nötig, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen?
Die Entscheidung: Loslassen und Neues wagen
Bist du in deinem aktuellen Leben zufrieden, oder gibt es etwas, das dich nach Veränderung streben lässt? Wenn ich an die Möglichkeit eines neuen Lebens denke, leuchten meine Augen auf. Das ist das Zeichen, dass meine Zeit mit Lana KK® der Vergangenheit angehört. Ich sitze hier, umgeben von Langeweile und einer gewissen Freudlosigkeit, und erkenne, dass ich die Firma zu lange gehalten habe. Würde jetzt jemand kommen und sie kaufen wollen, würde ich ohne zu zögern den Schlüssel übergeben und nicht zurückblicken. Meine emotionale Bindung zu diesem Werk, das ich über 20 Jahre aufgebaut habe, ist verflogen.
Käuferanfrage 2: Ein Angebot, das nachdenklich macht
Zurück zu Käufer 2: Dieser Käufer hat versucht, uns durch zahlreiche Online-Meetings und Vor-Ort-Besuche (unter amderem auch bei ihm) von sich zu überzeugen. Er wollte uns weichklopfen, damit wir ihn als idealen Käufer sehen. Er versuchte, unsere Sorgen zu erkennen und Versprechungen zu machen, die unsere Wahrnehmung beeinflussen sollten. Das finale Angebot entsprach einem Jahresumsatz plus dem Gehalt der nächsten drei Jahre. (Ganz grob gerechnet kann man das dreifache des Jahresumsatzes verlangen, zu dieser Rechnung gehören aber viele Faktoren)
Interessant war, dass die zukünftige Arbeitsleistung als Teil der Kaufsumme dargestellt wurde – eine Leistung, die eigentlich zusätzlich erbracht werden müsste.
Das Kleingedruckte
- „Die betriebsnotwendigen Maschinen und die verkaufbaren Waren werden zu Buchwerten übernommen“ -> für mich bedeutet das das mittels des Buchwertes der Zeitwert der maschinen übergangen wird. Und abgezahlte Maschinen quasi verschenkt werden sollen.
- Die Gehaltsbedingungen waren Teil des Angebots und standen somit für 3 Jahre fest. Demnach war kein Freiraum für Gehaltsverhandlungen. Zudem würde davon 33% des Gehlates als Bonus gerechnet die nur im Falle erreichter vorgegebener Zahlen ausgezahlt werden würden. Zahlen die ich nicht abschätzen kann ob ich diese mit den Auflagen der Gruppe zur Veränderung des Unternehmens erreichen könnte.
- Ein Ziel war das innerhalb von 2 Jahren der EBIT sich verdoppeln sollte.
Realität vs. Erwartung: Die Herausforderung eines ernüchternden Verkaufsangebots
Ob verhandelbar oder nicht, es wird schnell klar, dass dies wahrscheinlich kein erfreuliches Ende nehmen wird, sondern eher eine harte Pille zum Schlucken ist – ein ziemlich ernüchterndes Angebot. Glücklicherweise steht unsere Firma gut da, und wir sind nicht gezwungen, zu verkaufen. Deshalb müssen wir uns nicht unter Wert verkaufen. Trotzdem stellt sich die Frage, ob das wirklich alles ist, was man für sein Unternehmen bekommen kann, und ob unsere Preisvorstellungen vielleicht zu hoch sind. Die Bewertung unseres Firmenwerts durch unseren Firmenverkauf-Partner und unseren Steuerberater deutet jedoch auf einen anderen Wert hin.
Käuferanfrage 3: Die jungen Hoffnungsträger – Mit Elan und einigen Fragezeichen
Ein ambitioniertes, junges Duo kam auf uns zu, mit der Vorstellung, durch den Erwerb unseres Online-Geschäfts rasch Profit zu machen. Aber die Realität ist oft komplizierter als solche Träume. Eine komplexe Firma mit eigener Produktionsstätte passt wahrscheinlich nicht in ihre Vorstellung von schnellem Umsatz durch Social-Media-Werbung in einer Art rosa Einhornwelt.
Sie schlugen einen sogenannten Earn-Out-Deal vor. Bei dieser Art von Verkaufsvereinbarung wird der Kaufpreis aufgeteilt in einen festen Betrag und einen variablen Teil. Der variable Teil ist an das Erreichen bestimmter Ziele gebunden, in diesem Fall an das Ziel, dass der Käufer im ersten Jahr einen bestimmten Umsatz erzielt.
Ich bin mir des Potenzials meiner Firma bewusst, aber die Fähigkeit der neuen Käufer, dieses Potenzial zu realisieren, bleibt eine zu große Unbekannte.
Der Firmenverkauf: Ein Kapitel voller Lektionen und neuer Anfänge
Der Verkaufsprozess meiner Firma war wie eine Reise durch unbekannte Gewässer – manchmal stürmisch, manchmal ruhig, aber immer eine Fahrt wert. Es war eine Zeit des Lernens, des Wachsens und des Erkennens, was ich wirklich vom Leben will.
Jedes Ende ist ein neuer Anfang: Was wird dein nächstes Kapitel sein?
So, liebe Leserinnen und Leser, das war Teil 2 zur Geschichte: Mein Firmenverkauf. Eine Achterbahnfahrt voller Emotionen, Entscheidungen und Erkenntnisse. Aber genau das macht das Leben doch aus, oder? Was ist eure Geschichte? Teilt sie mit mir – ich bin gespannt!